All die schönen Männerbünde
Hut ab, VW!
Ein Mann hat Volkswagen in die schwerste Krise seit Bestehen gebracht, ein Mann soll es retten: Die absolute Normalität, mit der Frauen von den Führungspositionen unserer Gesellschaft ausgeschlossen werden, ist atemberaubend.
Vier Nachfolger für Herrn Winterkorn waren diese Woche im Gespräch. Wie interessant. Sicher hätte VW auch Frauen für den Posten in Betracht gezogen. Aber es hätten natürlich Frauen mit derselben Qualifikation sein müssen, sonst wäre das ja für das Unternehmen hirnrissig. Die gleichen Qualifikationen meinen in der Wirtschaft, ach nein, eigentlich in allen Unternehmen, ach nein, auch in den Kulturinstitutionen, meist: Man muss sich kennen. Der Kandidat muss erfolgreich schon ein paar andere Unternehmen versenkt haben. Man muss zusammen im Puff gewesen sein oder auf der Jagd. Man muss sich kennen aus geschlossenen Zirkeln, Männerbünden, Qualifikation ist überbewertet, nicht wahr?
Neulich sagte der Kulturtheoretiker Klaus Theweleit in einem Gespräch, dass Männerbünden ohne die regulierende Wirkung von Frauen keinerlei Entwicklung innewohnten. Sie würden sich in Hackordnungen und Brutalität verlieren. Aber dann über den Islamischen Staat wettern, liebe VW-Buddys.
Die immer gleiche Scheiße zu beobachten, macht so müde: Diese absolute Normalität, mit der Frauen von den Führungspositionen unserer Gesellschaft ausgeschlossen werden, und nein, sie tun es selten alleine. Sie schließen sich nicht selbst aus, weil sie zu faul sind, Konflikte scheuen oder keinen Spaß an der Macht haben. Apropos.
Viel Erfolg mit dem nächsten Top-Manager
Es gibt kaum ein Thema, das Männer so aufregt wie eingeforderte Gleichberechtigung. Die Angst, irgendetwas an Gewohnheit zu verlieren, lässt jeden noch so besonnenen Menschen scheinbar durchdrehen. Dabei würde auch hier, wie bei fast allen Zumutungen, die einem begegnen, helfen, langsam in eine Tüte mit lustigen Eichhörnchenbildern zu atmen, und sich in die Position der Ärgerquelle zu versetzen.
Guten Tag, lieber sich erregender Leser, stellen Sie sich vor, die Welt, in der Sie leben, würde von Frauen beherrscht, nicht nur von einer Frau Merkel – es wäre normal, überall Frauen vorzufinden. Als Chefinnen in Firmen, Aufsichtsräten, Leiterinnen von Krankenhäusern, Theatern, sie würden Gesetze verabschieden, sie würden über ihre Sexualität entscheiden (dürfen sie die Fortpflanzung verweigern oder nicht).
Aber es wäre eine Quote geplant, 20 Prozent Männer sollten vielleicht irgendwann und so weiter. Unterdessen haben Sie Angst, nachts in den Park zu gehen, weil Frauen Ihnen auflauern, in Rotten, wegen der körperlichen Kraft; sie planen, Sie mit Dingen oder Körperteilen zu penetrieren.
Sie haben Angst, Tropfen in ihren Drink geschüttet zu bekommen, Sie sehen Männer, die von Frauen zum Ficken gekauft werden an allen Straßenecken. Frauen mustern Sie und machen verächtliche Kommentare. Normal, wenn Sie doch gelernt haben, Männer als Ware konsumieren zu dürfen. Frauen sagen gerne: Zu Hause ist mein Mann Chef. Die Familienplanung, die Kindererziehung, das liegt alles bei ihm. Sie sind stolz auf ihre Hausarbeit. Klar, Sie haben ja auch sonst nichts zum Stolz-drauf-Sein. Naja, und so weiter.
Und in dem Sinn: Hut ab, VW! Willkommen in der Zukunft, und viel Erfolg mit dem nächsten Top-Manager, der vom nächsten Top-Manager abgelöst werden wird.
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