Posted by Regie will Quote on Feb 14, 2016 in ALLES, NEWS, PRESSESPIEGEL |
PRO QUOTE REGIE zum 2. Diversitätsbericht des Bundesverbandes Regie
Systematische Benachteiligung von Frauen hat weiter zugenommen
ZDF bleibt letzte Bastion eines archaischen Männertums / Extrem ungleiche Verteilung von Budgets im Bereich der Filmförderung / Künstlerische und wirtschaftliche Gestaltungsmacht in der Händen von Männern ab 50 Jahren
Berlin, 14. Februar 2016. Zu dem gestern vom Bundesverband Regie (BVR) veröffentlichten „2. Diversitätsbericht Gender und Altersstruktur“ erklärt die Initiative PRO QUOTE REGIE e.V., die sich für mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Film- und Fernsehbranche einsetzt.
Der 2. Diversitätsbericht des BVR zeigt auf, dass sich die eklatante Schieflage bei der Vergabe von Regieaufträgen an Frauen nicht verbessert. Im Gegenteil. Im Vergleich zu den Jahren 2010 – 2013 ging der Anteil von Film- und Fernsehproduktionen, bei denen Frauen Regie führten, im Jahr 2014 noch einmal zurück. Besonders dramatisch ist die Situation beim ZDF. Hier sind manche fiktionalen Sendeplätze eine frauenfreie Regie-Zone. Der Regisseurinnenanteil bei ZDF-Produktionen liegt bei durchschnittlich nur 8,4 Prozent.
Während die ARD und ihre Filmeinkaufsgesellschaft degeto das Problem auf Initiative von pro PRO QUOTE REGIE erkannt und Verbesserungen angekündigt haben, stellt sich das ZDF weiterhin taub und verweigert jegliche Diskussion mit uns. Offenbar versteht sich der Lerchenberg als letzte Bastion eines archaischen Männertums, das Frauen vorzugsweise die Rolle von Deko-Elementen im ZDF-Fernsehgarten zuweist. Rational ist die Angsthaltung der Senderverantwortlichen jedenfalls nicht mehr zu erklären.
Der BVR-Bericht zeigt weiterhin, wie ungleich nicht nur die Zahl der Regieaufträge im Fernsehen, sondern auch die Produktionsmittel der Filmförderungen verteilt sind. Frauen bekommen vorwiegend im Low-Budget-Filmbereich ihre „Chance“, dürfen zwar debütieren und Fimpreise gewinnen – aber bekommen anschließend keine Gelegenheiten, um sich mit höher budgetierten Filmen weiter zu profilieren und eine materielle Existenzgrundlage zu schaffen. Im High-Budget-Bereich über 5 Mio. Euro Produktionsvolumen hat im Jahr 2014 keine einzige Frau Regie geführt.
Nach den umfassend aufbereiteten Zahlen des Berichtes sind es hauptsächlich Männer in der Altersgruppe 50 plus, in deren Händen sich die künstlerische und wirtschaftliche Gestaltungsmacht über fiktionale Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland befindet. Dieser Zustand ist unhaltbar in einer Gesellschaft, die sich als pluralistisch und durchlässig definiert. Erst recht in einem System, das zu großen Teil aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, die alle Bürgerinnen und Bürger dieses Staates aufbringen müssen. Jegliche Hoffnungen, dass es im Laufe der Zeit ganz automatisch mit mehr gut ausgebildeten Frauen zu mehr Geschlechtergerechtigkeit kommt, haben sich als Illusion erwiesen. Nur verbindliche Quotenvorgaben wie von PRO QUOTE REGIE vorgeschlagen, können die Schieflage bei der Vergabe von Regieaufträgen beseitigen und dafür sorgen, dass mehr Filmemacherinnen zum Zuge kommen.
Wer Frauen ausschließt und damit die Hälfte der Talente, bekommt auch nur die halbe Innovation. Mehr Qualität setzt Gleichstellung voraus. Nur dann bekommt man die ganze Vielfalt der Ideen, Stimmen, Perspektiven und Filme. Unsere Genderoffensive ist eine Qualitätsoffensive.
Deshalb stellt PRO QUOTE REGIE in diesem Jahr im Rahmen der Berlinale 2016 die Q-Frage: „Quote versus Qualität oder Qualität durch Quote?“ Dazu wird es sowohl im PQR-Bubble-Zelt ( 12. – 15.02. auf dem Potsdamer Platz) als auch bei einer Diskussion in der Akademie der Künste am Pariser Platz (16.02. um 11:00 Uhr ) Diskussionen mit Entscheiderinnen und Entscheidern aus Politik, Wissenschaft und Film- und Fernsehbranche geben. Es nehmen teil: der Film- und Fernsehproduzent Christian Becker (Rat Pack Filmproduktion), die parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ, Elke Ferner, die Medienwissenschaftlerin Dr. Maya Götz, die Autorin und Regisseurin Margarethe von Trotta, die ARD-Vorsitzende und MDR-Intendantin Prof. Dr. Karola Wille sowie der Autor und Scriptdoctor Roland Zag.
Alle Informationen zum Berlinale-Auftritt von PQR finden Sie unter:
www.proquote-regie.de
Den BVR-Diversitätsbericht finden Sie hier:
www.regieverband.de
PRO QUOTE REGIE hat sich 2014 gegründet. Mittlerweile setzen sich über 340 Regisseurinnen für die Gleichstellung von Frauen in diesem Beruf ein. Unterstützt wird dieses Anliegen durch hunderte von Männern und Frauen aus der Medienbranche, die unseren Unterstützeraufruf unterzeichnet haben. Wie drängend unser Anliegen ist, zeigt auch eine aktuelle Veröffentlichung der Medienwissenschaftlerin Mahelia Hannemann. Anhand einer Untersuchung an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg zeigt sie auf, dass fünf Jahre nach ihrem Abschluss nur 25 Prozent der weiblichen Absolventen in ihrem Beruf als Regisseurin arbeiten konnten. Demgegenüber 100 Prozent der männlichen Kollegen, die über gut funktionierende Netzwerke zu Jobs und Aufträgen kommen.
Pressekontakt:
presse@proquote-regie.de
Tel. 0177 7172117
Mehr
Neueste Kommentare