Verschlechterung statt Verbesserung: Die unlängst vom BVR im Rahmen des zweiten Diversitätsberichts vorgelegten Zahlen zur Geschlechtergerechtigkeit in der Film- und Fernsehbranche unterstreichen aus Sicht der Initiative ProQuote Regie eine Zunahme der systematischen Benachteiligung von Frauen. Im Zentrum der Kritik steht vor allem das ZDF. So heißt es in einer Erklärung:
„Der 2. Diversitätsbericht des BVR zeigt auf, dass sich die eklatante Schieflage bei der Vergabe von Regieaufträgen an Frauen nicht verbessert. Im Gegenteil. Im Vergleich zu den Jahren 2010 – 2013 ging der Anteil von Film- und Fernsehproduktionen, bei denen Frauen Regie führten, im Jahr 2014 noch einmal zurück. Besonders dramatisch ist die Situation beim ZDF. Hier sind manche fiktionalen Sendeplätze eine frauenfreie Regie-Zone. Der Regisseurinnenanteil bei ZDF-Produktionen liegt bei durchschnittlich nur 8,4 Prozent.“ Und weiter: „Während die ARDund ihre Filmeinkaufsgesellschaft Degeto das Problem auf Initiative von pro ProQuote Regie erkannt und Verbesserungen angekündigt haben, stellt sich das ZDF weiterhin taub und verweigert jegliche Diskussion mit uns. Offenbar versteht sich der Lerchenberg als letzte Bastion eines archaischen Männertums, das Frauen vorzugsweise die Rolle von Deko-Elementen im ZDF-Fernsehgarten zuweist. Rational ist die Angsthaltung der Senderverantwortlichen jedenfalls nicht mehr zu erklären.“
Der BVR-Bericht beweise zudem, wie ungleich auch die Produktionsmittel der Filmförderungen verteilt seien. So bekämen Frauen zwar ihre „Chance“ mit Debüts im Low-Budget-Bereich, erhielten im Anschluss aber keine Gelegenheit, sich mit höher budgetierten Filmen weiter zu profilieren und sich eine materielle Existenzgrundlage zu schaffen. So zeige der Bericht, dass es hauptsächlich Männer in der Altersgruppe 50plus seien, in deren Händen sich die künstlerische und wirtschaftliche Gestaltungsmacht über fiktionale Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland befinde. Ein Zustand, den ProQuote Regie als „unhaltbar“ kritisiert – zumal in einem System, das zu großen Teilen aus öffentlichen Mitteln finanziert werde.
„Jegliche Hoffnungen, dass es im Laufe der Zeit ganz automatisch mit mehr gut ausgebildeten Frauen zu mehr Geschlechtergerechtigkeit kommt, haben sich als Illusion erwiesen. Nur verbindliche Quotenvorgaben wie von ProQuote Regie vorgeschlagen, können die Schieflage bei der Vergabe von Regieaufträgen beseitigen und dafür sorgen, dass mehr Filmemacherinnen zum Zuge kommen“, so das Fazit der Initiative.
ProQuote Regie ist auf der Berlinale nicht nur mit dem Bubble-Zelt am Potsdamer Platz (noch bis heute) vertreten, sondern lädt am 16. Februar um 11 Uhr zu einer prominent besetzten Podiumsdiskussion in die Akademie der Künste am Pariser Platz. Das Motto: „Quote versus Qualität oder Qualität durch Quote?“.
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