Die Story von Pro Quote Regie – kein Märchen!
Es waren einmal
Weil in einem Artikel des Branchenblatts Blackbox: Kino verheerende Beschäftigungszahlen von Regisseurinnen auftauchen, treffen sich 2013 einige Regisseurinnen, um die berufliche Situation in einer männerdominierten Branche zu verändern. Zunächst zählen sie die Fernsehserien und Fernsehfilme, bei denen eine Regisseurin beschäftigt wurde. Das Ergebnis ist schockierend: Nur elf Prozent aller Sendeminuten im TV entstehen 2013 unter weiblicher Regie.
zwölf Frauen, die zogen los
Sie rufen ein Treffen mit Regisseurinnen auf der Berlinale 2014 ins Leben und zwölf Frauen steigen in den Ring, um für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Film- und Fernsehwelt zu kämpfen. Dieser Kern gründet den gemeinnützigen Verein Pro Quote Regie e.V..
Zwei Regisseurinnen werden in den Vorstand des Bundesverbands Regie gewählt und geben fortan den Diversitätsbericht heraus. Die Zahlen des BVR bestätigen die Erhebungen der Aktivistinnen. Fest steht nun: Dass Regisseurinnen trotz Preisen, Erfolgen und Erfahrung kaum gebucht werden, hat strukturelle Gründe. Nach 45 Jahren erfolgloser Selbstverpflichtung gibt es nur einen Weg: die Quote!
und forderten Geschlechtergerechtigkeit
Der Verein fordert in seinem Gang an die Öffentlichkeit am 14. Oktober 2014: • paritätische Besetzung der Gremien
• eine Studie zur Situation von Regisseurinnen in Deutschland
• die Quote:
30% bis 2017 – weil 30% die kritische Masse ist, ab der ein „Diversity Effect“ erreicht wird 42% bis 2019 – weil das dem Anteil der Regieabsolventinnen entspricht.
Seit 1990 ist die Zahl der Filmhochschulabgängerinnen nahezu paritätisch
50% bis 2024 fifty fifty – weil sie an die Gleichheit der Geschlechter glauben
viele schlossen sich an
Zur 1. Pressekonferenz im Oktober 2014 haben 180 Regisseurinnen den Aufruf unterschrieben, mittlerweile vereint Pro Quote Regie die Stimmen von über 400 Regisseurinnen und 500 namhaften Branchenvertreter*innen auf sich. Diese Unterstützung stellt die Forderungen nach einer Quote in der Filmbranche auf eine stabile Basis. Mit einer Förderung durch das Familienministerium unter Manuela Schwesig, der FFA, Christine Berg, und des Medienboards, Kirsten Niehuus, entwickelt Pro Quote Regie zum dritten Mal in Folge fulminante Berlinale-Auftritte mit Panels, Filmwettbewerben, Interviews, social-media Kampagnen und Umfragen. Die Bubble, das transparente PQR Multimediazelt auf dem Potsdamer Platz, ist längst eine Berlinale-Institution. „Die Quote ist blind“, sagt der Kultur- wissenschaftler Diederich Diederichsen auf dem 1. PQR Berlinale Panel Open the Bubble – open your mind am 9.2.2015 in der Landesvertretung Hamburg/Schleswig-Holstein. „Sie schaut nicht nach Alter, Hautfarbe oder Geschlecht. Die Quote bietet allen gleichermaßen Zugang zu Ressourcen. Da, wo öffentliche Gelder vergeben werden, sind gezielte Maßnahmen notwendig, um die jetzige Schieflage zu beseitigen und mehr Vielfalt und Diversität zum Durchbruch zu verhelfen.“ Dieter Kosslick ruft 2015 die „Berlinale der starken Frauen“ aus, obwohl nur 3% der Wettbewerbs Filme von Frauen sind. Doch die Bewegung von Pro Quote Regie hat erreicht, dass die Frauen der Filmbranche in den Mittelpunkt rücken. „Filmgöttinnen. Sie sind schön, sie sind selbstbewusst, sie haben ihre Schicksale und Geschichten“, lautet eine Überschrift des Berliner Kurier zur Berlinale 2015. Die Bereitschaft und die Neugierde, Filme von und mit ungewöhnlichen Frauenrollen zu sehen, wächst. Die Initiatorinnen haben die breite Be- völkerung mit ihrer Bewegung erreicht.
Gefühle wurden bestätigt
Die Bewegung von Pro Quote Regie erregt internationale Aufmerksamkeit und eine PQR Delegation tritt bei den Filmfestspielen in Cannes auf. Kulturstaatsministerin Monika Grütters greift die Forderung der Aktivistinnen auf: Sie gibt eine Studie für den Kulturbetrieb in Auftrag. Der Kulturrat verö ffentlicht sie im Juni 2016 unter dem Titel Frauen in Kultur und Medien. Was der Verein Pro Quote Regie bei seinem Gang an die Ö entlichkeit 2014 verkündete, wird nun durch die Studie offziell bestätigt: Frauen in der Kultur und in der Kreativbranche sind unterrepräsentiert und schlecht bezahlt. Beträgt der Gender-Pay-Gap in Deutschland allgemein 21 Prozent, liegt er im Kulturbereich bei 30 Prozent und in der Filmregie bei 36 Prozent. Als Folge der Ergebnisse der Studie veranlasst die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien einen runden Tisch im Bundeskanzleramt, um Vorschläge zu mehr Geschlechtergerechtigkeit auf den Weg zu bringen. Im Auftrag von der FFA und Christine Berg wird eine Studie zur Ursachenforschung für die prekäre Situation von Frauen in Filmberufen in Auftrag gegeben. Sie erscheint im Februar 2017. Inzwischen ist Pro Quote Regie die größte Interessenvertretung weiblicher Filmschaffender in Deutschland und eine wichtige Stimme zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Filmbranche.
Türen ö neten sich
2015 wagt Christine Strobl (DEGETO) den Vorstoß und spricht sich für eine Regisseurinnenquote von 20 Prozent für den Filmmittwoch im Ersten aus. 2016 schließen sich Jörg Schönbrunn und Gebhard Henke (ARD Filmmittwoch, Polizeiruf und Tatort) an. Wenig später verkündet Karola Wille eine 20% Quote für das gesamte Sendeprogramm der ARD. Diese Zugeständnisse erfolgen unter der Voraus- setzung, dass die „Qualität der Filme nicht darunter leide“. Der Verein beweist im Umkehrschluss in seiner Kampagne 2016, dass es für den Qualitätsbegri keine verbindliche De nition gibt. Die Produktionsfirma Studio Hamburg/Letterbox ist sich der Qualität weiblicher Filmschaffender bewusst. Auf einer Premierenfeier 2016 verkündet der Geschäftsführer Michael Lehmann als erster Produzent das Ziel, bis 2017 eine 50/50 Quote bei der Regievergabe erreichen zu wollen. Prof. Carl Bergengruen, Geschäftsführer der MfG Filmförderung lädt mit dem SWR unter Leitung von Fiction Che n Martina Zöllner nach Baden-Baden ein, um gemeinsam über die Gründe für die mangelnde Beschäftigung von Regisseurinnen zu sprechen und Vorurteilen im Gespräch zu begegnen. Das Ergebnis: Ab sofort müssen auf der Vorschlagsliste für Regiebesetzungen in fiktionalen Programmen des SWR zum gleichen Anteil Frauennamen auftauchen. Doch vielen sind die Filmemacherinnen kaum bekannt.
sie wurden empfangen
Als nächsten Schritt macht PQR Regisseurinnen sichtbar. Listen und Plakate entstehen, in Newslettern werden Filmemacherinnen vorgestellt. Die Unterlagen gehen an Produktionsfirmen und Redaktionen. Wikipedia Seminare verhelfen weiblichen Filmschaffenden zum perfekten Internetauftritt. Die Initiatorinnen von Pro Quote Regie organisieren Panels und Netzwerktreffen auf den großen deutschen Filmfestivals in Hamburg, Berlin, München und zu den Medientagen. Gäste von Pro Quote Regie sind Karola Wille, Intendantin der ARD, Manfred Schmidt, Geschäftsführer MDM, Doris Dörrie, Autorin und Regisseurin, Margarethe von Trotta, Autorin und Regisseurin, Uli Aselmann, Produzentenalli- anz, Michael Lehmann, Produzent Studio Hamburg/Letterbox, Kirsten Niehuus, Intendantin Medienboard, um nur einige zu nennen. Die Regisseurinnen halten Reden und Vorträge vor dem österreichischen Parlament in Wien, vor der SACD in Namur, Belgien, bei internationalen Frauenverbänden wie den Rotarierfrauen, bei Workshops internationaler Banken und vor dem europäischen Parlament. Sigmar Gabriel nimmt auf einem Podium zu PQR die verheerenden Beschäftigungszahlen von Regisseurinnen konsterniert zur Kenntnis. Die Geschlechtergleichstellung ist ein ursozialdemokratisches Anliegen. Der gemeinnützige Verein führt Gespräche mit Bundestagsabgeordneten verschiedener Parteien, unter Anderem Ulle Schauws (die Grünen) und Tabea Rößner (die Grünen), Elke Ferner (SPD) und Manuela Schwesig (SPD), Silke Hupach (Die Linke) und Cornelia Möhring (Die Linke), Eva Högl (Vize-Bundesvorsitzende SPD). Ihre politischen Forderungen werden weitergetragen und die Aktivistinnen als Rednerinnen eingeladen.
und zogen vom Wohnzimmer in den Bundestag
2016 ist das Jahr der Politik: Pro Quote Regie sitzt am runden Tisch zur Novellierung des Filmfördergesetzes und hält Reden im Bundeskulturausschuss. Am 10. November 2016 wird das neue FFG im Bundestag verlesen. Die Bundestagsabgeordneten Harald Petzold (Die Linke) und Tabea Rößner (Die Grünen) bedanken sich bei Pro Quote Regie auf der Besuchertribüne: Auch Dank des Engagements des Vereins ist mehr Parität per Gesetz im Filmfördergesetz aufgenommen worden. Eine Gleichstellungspräambel mit dem Bekenntnis zur Selbstverpflichtung sowie eine paritätische Besetzung der Gremien sind im neuen FFG fest verankert worden. Insgesamt sollen die sozialen Standards in der Filmbranche angehoben und besser kontrolliert werden.
und weil sie nicht gestorben sind
Die Quotenforderung aus der Filmregie hat sich auf den Kulturbetrieb ausgeweitet: Pro Quote Dok ist gegründet, die Bloggerin und Schauspielerin Belinde Stieve gründet die Initiative Neropa, der BFFS hat sich Lohn- und Gendergerechtigkeit auf die Fahne geschrieben und erhebt erste Zahlen, die Frauen im Bundesverband Bildender Künstler (BBK) haben sich formiert, die Theaterregisseurinnen schlie- ßen sich der Bewegung an, Pro Quote Medizin ist auf dem Vormarsch. Maria Furtwängler gründet eine Stiftung und initiiert eine Studie zu Rollenbildern, Pro Quote Regie Mitglied Isabel Suba führt ein Mentoringprogramm für junge Filmemacherinnen durch. Pro Quote Regie bietet Informationen, steht mit Rat und Tat zur Seite und bietet einen kontinuierlichen Austausch und ein Forum für professionelle Zusammenarbeit. Der Verein ist mit internationalen lm- und medienpolitischen Verbänden vernetzt. In regelmäßigen Newslettern werden die Filme der Mitglieder beworben, werden Regisseurinnen mit ihrer Arbeit sichtbar gemacht. Durch Kooperationen mit Firmen aus der Filmbranche bekommen Mitglieder gesonderte Konditionen, um ihre Filme zu realisieren.
bestehen die Forderungen noch immer
Noch sind die Forderungen von Pro Quote Regie nicht erreicht. Wo ö entliche Gelder vergeben werden, sind gezielte Maßnahmen notwendig, um die noch immer bestehende Schieflage zu beseitigen, um mehr Vielfalt und Diversität zum Durchbruch zu verhelfen. Pro Quote Regie fordert eine paritätische und zeitgemäße Besetzung der Rundfunkräte. Ein verp ichtendes, regelmäßiges Gendermonitoring für Sende- und Filmförderanstalten. Eine Quote für die Besetzung der kreativen Schlüsselpositionen Regie, Drehbuch und Produktion. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen als wichtiges kulturprägendes Element hat einen Bildungsauftrag: stereotype Rollenbilder müssen hinterfragt werden, wir brauchen moderne Role-Models für unsere Töchter und Söhne. Nur ein grundlegender Bewusstseinswandel kann die Filmwirtschaft diverser, gendergerechter und damit zukunftssicher gestalten.
Und jetzt sind Sie gefragt!
Und Sie? Schließen auch Sie sich der wachsenden Bewegung von Po Quote Regie an!
Schreiben Sie mit uns Geschichte!
Unterschreiben Sie, leiten Sie Emails und Aktionen weiter, werden Sie Mitglied, spenden Sie!
Die Links zu den Studien sowie die vollständigen Listen der Unterstützer, der Ereignisse, Aktionen und Auftritte von Pro Quote Regie nden Sie auf der Seite www.proquote-regie.de
Pro Quote Regie e.V. www.proquote-regie.de
Mehr
Neueste Kommentare