Pro Quote Regie hat sich am 23.7.2015 in einem Brief an den Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst gewandt und Boris Rhein darum gebeten, „die Entscheidung bei der Neubesetzung der Geschäftsführung für die Hessen Film GmbH zu überdenken und zu revidieren“. Pro Quote Regie spricht für mehr als 700 Filmschaffende aus allen Ressorts der Branche und ist im Kern ein Zusammenschluss von rund 320 deutschen Regisseurinnen wie Doris Dörrie, Caroline Link oder Margarethe von Trotta. Dem Verbund haben sich längst renommierte männliche Kollegen wie Edgar Reitz und Volker Schlöndorff angeschlossen. Auch namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler, Drehbuchautoren, Produzentinnen und Produzenten, Festivalleiter wie Dieter Kosslick oder auch Senta Berger als ehemalige Präsidentin der Deutschen Filmakademie gehören zum Unterstützerkreis. Pro Quote Regie engagiert sich für die Gleichstellung von Frauen im Regiebereich, für die paritätische Besetzung von Vergabekommissionen und Jurys und für mehr Diversität und Gleichberechtigung in der deutschen Fernseh- und Kinofilmlandschaft. Das Problem in Zahlen: Knapp die Hälfte der deutschen Hochschulabsolvierenden im Regiefach sind Frauen. Doch dort, wo im Filmbereich Geld verdient wird, sind Regisseurinnen deutlich unterrepräsentiert: bei nur 20 % der deutschen Kinofilme führen Frauen Regie, im fiktionalen Bereich des Fernsehprogramms sind Produktionen unter weiblicher Regie sogar nur noch zu 11% vertreten. Die Entscheidung des hessischen Ministers, die Filmförderung einem Produzenten von Fernsehserien anzuvertrauen, wird in der Kinobranche als ein Skandal wahrgenommen. Dass in jenen Serien, für die der Kandidat Hans Joachim Mendig verantwortlich zeichnet, auffällig wenige bis keine Frauen Regie führten, ist für Pro Quote Regie ein weiterer Affront.
So formulierten Vertreterinnen von Pro Quote Regie in ihrem Brief an den Minister: „Als starke Stimme der deutschen Filmschaffenden kritisieren wir Ihren Schritt der Ernennung von Hans Joachim Mendig zum Geschäftsführer der Hessen Film GmbH als Missachtung des deutschlandweit geforderten Strebens nach mehr Diversität in der Kultur im Allgemeinen und in der Filmbranche im Speziellen.“ Der Bewerber Hans Joachim Mendig habe – insbesondere in den Schlüsselbereichen Kinofilmproduktion und Kinofilmförderung – geringere Qualifikationen nachzuweisen als die Mitbewerberinnen und Mitbewerber. Pro Quote Regie erinnert Herrn Rhein dabei auch an seine Stellenausschreibung, in der es hieß: „Bei gleicher Qualifikation ist Frauen der Vorzug zu geben.“ Dies sollte natürlich umso mehr gelten bei einer deutlich höheren Qualifikation.
Reaktion: Frankfurter Rundschau
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