Berlin, 16.2.2016:
Pressemitteilung von Pro Quote Regie: ARD will Anteil von Regisseurinnen deutlich erhöhen. ARD Vorsitzende Prof. Dr. Karola Wille kündigt an, dass die 20 prozentige Selbstverpflichtung für den Anteil der Regisseurinnen nur die Untergrenze ist / Pro Quote Regie diskutiert auf der Berlinale über Qualität und Quote
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Ein hochkarätiges Podium hat bei einer von Pro Quote Regie organisierten Veranstaltung während der Berlinale über einen höhere Beteiligung von Regisseurinnen diskutiert. Dabei sagte die ARD Vorsitzende und Filmintendantin Prof. Dr. Karola Wille, dass die ARD einen Maßnahmenkatalog zur Steigerung des Regisseurinnenanteils beschlossen habe. Die Landesrundfunkanstalten der ARD wollen in den nächsten drei Jahren in ihren Fernsehfilmen und Serien gezielt den Anteil weiblicher Regiebesetzungen ausbauen. Karola Wille betonte, dies sei ausdrücklich dem Engagement der Initiative Pro Quote Regie zu verdanken. Gegenwärtig werden Tatorte, Polizeirufe, der Film-Mittwoch und viele Serien überwiegend von Regisseuren gestaltet.
Die ARD-Sender hätten bereits begonnen, Serienproduktionen gezielt mit Regisseurinnen zu besetzen: Im September hatten die DEGETO und die ARD für einige Sendeplätze eine Selbstverpflichtung von 20 Prozent verkündet. Dies sei aber lediglich die Untergrenze, man wolle einen viel höheren Anteil an Regisseurinnen erreichen. Dazu sei ein Maßnahmenkatalog entwickelt worden, der neben der Förderung und Pflege des Nachwuchses auch eine zunehmende Beschäftigung erfahrener Regisseurinnen zum Ziel hat. Die ARD wird sich zudem an einer wissenschaftlichen Studie der Filmförderungsanstalt (FFA) zum Werdegang von filmschaffenden Frauen beteiligen. Darüber hinaus seien auch Produzenten und Produzentinnen aufgefordert, möglichst einen Anteil von 50/50 an Frauen/Männern für Regieprojekte vorzuschlagen. Monika Schulz-Strelow, Präsidentin von Frauen in die Aufsichtsräte (FidAr) forderte Karola Wille auf, diese ARD Schritte medienwirksam nach außen zu kommunizieren, damit auch das ZDF, die „Ziemlich Dicken Freunde“ (so Schulz-Strelow) in Zugzwang kommen. Die Regisseurinnen bräuchten nun Intendantinnen wie Karola Wille, die ihren Worten klare Taten folgen ließen.
Dem Zusammenschluss von mittlerweile 350 Regisseurinnen in Deutschland ist es auch ein Anliegen zu fragen, was sich verändert, wenn mehr Frauen Regie führen? Das Fernsehen der Zukunft brauche Innovation. Und dazu gehörten auch neue Erzählweisen, so Karola Wille. Ein anschauliches Beispiel für tiefgreifende Veränderung von fragwürdigen Rollenbildern brachte die Medienwissenschaftlerin Dr. Maya Götz. In ihrer wissenschaftlichen Untersuchung kam sie zu dem Ergebnis, dass die zunehmende sexualisierte Inszenierung von Frauen weitreichende Folgen hat: 50 Prozent der Mädchen zwischen 11 und 15 Jahren fühlen sich zu dick, obwohl sie absolutes Normalgewicht haben oder sogar untergewichtig sind. Ein Drittel von ihnen gaben direkt die Sendung „Germany’s Next Top Model“ als ausschlaggebenden Faktor für den Kampf gegen den eigenen Körper an. „Gebt den Frauen die Möglichkeit, Filme zu machen und sie werden diese Bilder und Rollen ändern können“, so Maya Götz.
„Qualität braucht eine neue Definition“
„Qualität braucht eine neue Definition“ so die Regisseurin, Autorin und Vizeleiterin der Sektion Film an der Berliner Akademie Jutta Brückner. Wenn sie sagt, dass der deutsche Film in der Zeit eingefroren sei und nicht nach Veränderung und Qualität strebe, bezieht sie sich auch auf die Kritiken deutscher Filme in Locarno. „Die EINE Qualität ist männlich geprägt und kompetitiv. Dabei gibt es koexistierende Qualitäten“ sagte auch der Autor und Dramaturg Roland Zag.
„Die EINE Qualität ist männlich geprägt und kompetitiv. Dabei gibt es koexistierende Qualitäten.“
Als ein wesentlicher Qualitätsmangel wurde immer wieder die Uniformität der 24 Prozent Heldinnen in deutschen Filmen angeführt: Nach wie vor ließe sich das Frauenbild auf einen maximalen Body Mass Index von 18,8 bei einem Durchschnittsalter von 28 Jahren, hübschen geraden Nasen und symmetrischen Gesichtern in dienender, zuarbeitender Pose zusammenfassen, so Maya Götz. Die neue Bündnispartnerin Henrike von Platen (BPW) möchte dieses Thema gemeinsam mit Pro Quote Regie auf einer politischen Ebene angehen: „Kinder – Küche – Kirche ist Vergangenheit, die Zukunft heißt Karriere – Kinder – und gern auch Kamera. Frauen übernehmen die Regie – in der Filmbranche genauso wie in allen anderen Branchen. Denn nur wenn (kluge) Männer und (kluge) Frauen (klug) gemeinsam arbeiten, entsteht Qualität.“
„Kinder – Küche – Kirche ist Vergangenheit, die Zukunft heißt Karriere – Kinder – und gern auch Kamera. Frauen übernehmen die Regie – in der Filmbranche genauso wie in allen anderen Branchen. Denn nur wenn (kluge) Männer und (kluge) Frauen (klug) gemeinsam arbeiten, entsteht Qualität.“
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